Im Oktober geht unsere Arbeit mit einem wirklich besonderen Werk los: Monteverdis Vespro della Beata Vergine, kurz Marienvesper.
Das steht nicht nur seit Jahren auf meiner Ich-hoffe-das-ich-das-mal-irgendwann-mit-einem-Chor-machen-kann-Liste sondern ist vermutlich auch das älteste Werk, das der KHG-Chor je in einem Wintersemester gesungen hat. Und vermutlich auch das für unsere bisherigen Verhältnisse und Gewohnheiten ungewöhnlichste (Schönberg inklusive).
Ab Oktober dürfen wir uns nämlich mit Sachen wie Falsobordonen, Psalmtönen, gregorianischen Antiphonen, mitteltöniger Stimmung und wirklich wahnsinnig spannender, komplexer und toll geschriebener Musik aus dem frühen 17. Jahrhundert auseinandersetzen. Die Marienvesper setzt mit ihrer bis zu 10-stimmigen Polyphonie wirklich Maßstäbe in der Musik der Spätrenaissance und war schon zu ihrer Entstehung (vermutlich eher als quasi Bewerbungs-Portfolio Monteverdis, weniger als Werk als Ganzes gedacht) für die damalige Zeit wahnsinnig innovative, filigrane Musik.
Und: Es ist kein Zufall, dass der KHG-Chor die Marienvesper noch nie gesungen hat. Was Intonation, Rhythmus, Flexibilität und Fähigkeit eines Ensembles, gemeinsam zu musizieren angeht, stellt sie wirklich hohe Ansprüche an ein Ensemble. Gerade was unsere Chorgröße angeht, in der Regel wird die Marienvesper eher kammerchorisch/mit Vokalensemble aufgeführt. Eine „wir machen das halt irgendwie“-Aufführung ist eigentlich nicht denkbar. Aber ich glaube, dass wir (gerade nach den tollen Distler-Konzerten) ziemlich gut gerüstet sind, das wirklich überzeugend hinzubekommen. Und: Wir können – weil das Werk uns echt viele Freiheiten lässt – viel rumexperimentieren, ich freu mich drauf.
Hier noch einmal die Hard Facts:
- Komplexes, bis zu 10-stimmiges Werk mit hohen Ansprüchen insbesondere an Intonation und Flexibilität, das Aufführenden viel Freiraum bietet.
- Meilenstein der Spätrenaissance/Wendezeit zum Frühbarock
- 6 Soli + barockes Instrumentalensemble (Mit Instrumenten wie Zink, Chitarrone, Dulzian)
- Trotz Virtuosität sehr an Cantus Firmus/Psalmtönen orientiert, im Grunde Gregorianik-basiert, trotzdem sehr virtuos.
Ihr merkt vermutlich schon, ich hab richtig Bock drauf. Hier könnt ihr auf jeden Fall in das Werk reinhören.
Als Instrumentalensemble werden wir wieder das Barockorchester La Banda aus Augsburg (einige von euch können sich hoffentlich noch erinnern) an Bord, Vier von sechs Soli sind auch schon sicher, unter anderem Saskia.
Wir werden in 466 Hz, also etwas mehr als einen Halbton höher als in der Standartstimmung und außerdem (und das wird ein kleiner Gewöhnungsprozess) in mitteltöniger Stimmung musizieren.
Ich hoffe, ihr habt genauso Lust auf das kommende Semester wie ich (bekommen). Los geht’s mit der ersten Probe am 13. Oktober, das erste Probenwochenende findet vom 7.-9. November statt, im Dezember fahren wir wieder auf die Kapfenburg. Die Aufführung findet statt am 25. Januar 2026 um 18:00 in der Stiftskirche. Und wir sind auf eine möglichst ausgewogene Besetzung, musikalisch versierte Besetzung angewiesen. Deswegen: Wenn ihr gute, chorerfahrene und stimmsichere Sänger*innen kennt, insbesondere Tenöre und Bässe und hohe Sopräne und tiefe Alti, macht Werbung! Neue Mitsänger*innen sind herzlich willkommen!
Ich freue mich sehr auf das Projekt und auf euch!
Bis Oktober!
Jan