
Vier Tage Schweiz mit Singen und Freizeit und am Ende steht ein Programm.
Von Do. 31.08.2023 bis So. 03.09.2023 zog es einige Sänger, Sängerinnen und Alumni in die Schweiz. In Linthal im Kanton Glarus mieteten wir uns in eine rustikale Berghütte ein, abgeschieden auf halber Höhe zum Gipfel des Restibergs.
Wir hatten als Selbstversorger alles dabei und planten das Gepäck schweizerisch per Lastenseibahn auf die Hütte zu bringen; die leider kaputt war. Über gewundene Wege brachten wir dann die Lasten mittels zweier abenteuerlicher Autofahrer zur Hütte. Weniger gewunden war da für den Rest der Fußweg zur Hütte. Eher so direkt nach oben, nein nicht den Weg, da rauf durch das Gebüsch. Na, wir sind angekommen.
Die Hütte ist schön gelegen mit Aussicht auf den Vorder Ortstock (2690m), Matratzenlager, Mehrbettzimmer, Waschräume, Gesellschaftsraum und eine Küche mit Hexe. Die Hexe war unser ein und alles. Ein klassischer Holzherd, der zudem die Heizung und den Boiler zu versorgen hatte. Ohne "Feuerwacht" kein Kochen oder warm Wasser.
Geprobt haben wir vormittags und nach dem Abendessen. Der Raum war ähnlich "knallig" wie Bad Urach, erst gegen Ende hatten wir es im Griff uns nicht gegenseitig zu übertönen. Wir merkten rasch, daß Jesu meine Freude und Sprüche von Leben und Tod kein Spaziergang für ein Wochenende sind. Seien es die Koleraturen bei Bach oder die Zählarbeit bei Lechner. Tolle Werke, aber keine Selbstläufer. Dennoch haben wir es geschafft uns die Noten drauf zu schaffen. Noch ein oder zwei Mal feilen, dann Konzert.
Und die Berge und so? Freitag und Samstag fanden sich verschiedene Wandergruppen zusammen die Landschaft zu erkunden. Ob Gipfeltouren oder Wasserfall, es war für jede/n etwas dabei. Nur mal eben tief hinunter ins Dorf zum Bäcker, das wollte wohl niemand ;-) Aber wozu auch, wir hatten genug dabei. Wirklich genug. Der Nomen Restiberg war unser Omen. Nun, das sind Erfahrungen für das nächste Mal auf dem Restiberg oder wo es uns auch immer hinziehen wird.
Aufführug als Messe mit Konzertausklang am 15.10.2023 in St. Petrus in Lustnau im Anschluss an die 11h-Messe.

Im Wintersemester 2023/-24 setzen wir uns in unserem Programm eingehend mit den Begriffen Göttlichkeit, Tod und Schicksal auseinander, die bei allen drei Werken thematisch im Zentrum stehen:
- Arnold Schönberg, Moderner Psalm Op.50c
- Luigi Cherubini, Requiem c-moll
- Johannes Brahms, Schicksalslied
Arnold Schönbergs Moderner Psalm Op.50c ist das letzte Werk Arnold Schönbergs, an dem er bis unmittelbar vor seinem Tod arbeitete. Die Vollendung des Werks vor seinem Tod gelang ihm nicht mehr, sodass das Werk nur als Fragment erhalten ist. Es basiert auf einem von Schönberg selbst geschriebenen Text. Dieser ist Teil von 16 „Modernen Psalmen“, Schönbergs religiöse Gedanken in Form von Ansprachen an und Diskurs über Gott. An diesen Texten arbeitete Schönberg bis zum 3. Juli 1951, 10 Tage vor seinem Tod. Zur Vertonung kam nur der erste dieser Texte. Musikalisch blieb Schönberg auch in seinem letzten Werk, besetzt mit Chor, Orchester und einem Sprecher, der Zwölftonmethode treu.
Cherubinis Requiem c-moll ist wohl eine der bekanntesten Kompositionen des italienischen, jedoch in Frankreich zu Popularität gekommenen Komponisten. Es entstand 1816 im Auftrag des nach Napoleons endgültiger Niederlage an die Macht gekommenen Königs Ludwig XVIII. Es sollte seinem 23 Jahre zuvor hingerichteten Bruder Ludwig XVI. gedenken. Nach seiner Uraufführung gewann das Requiem Cherubinis in Europa rasch an Popularität und wurde von namhaftesten Komponisten wie Beethoven und Berlioz in höchsten Tönen gelobt. Sogar bei Beethovens Beisetzung in Wien im Jahre 1827 kam es zur Aufführung. Musikalisch fällt das Requiem durch den Verzicht auf Solostimmen auf, einzig der Chor bleibt in klarer Tonsprache der Textvermittler. Auffällig ist außerdem Cherubinis Verzicht auf helle Instrumentalfarben – die Flöten sind völlig ausgespart und andere helle Blasinstrumente reduziert, es dominieren dunklere Streicherstimmen.
Johannes Brahms Schicksalslied basiert auf dem Gedicht „Hyperions Schicksalslied“ aus dem von Friedrich Hölderlin stammenden zweiten Band des Brief-Romans „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“. In ihm klagt Hyperion die Götter an, die „droben im Licht auf weichem Boden“ wandelten, während den Menschen gegeben ist „auf keiner Stätte zu ruhn. Es schwinden, es fallen die leidenden Menschen wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen jahrlang ins Ungewisse hinab“. Erzählungen zu Folge soll Brahms kurz vor einem Ausflug mit Bekannten nach Wilhelmshaven auf dieses Gedicht aufmerksam geworden sein. Den Ausflug ans Meer verbrachte er damit, stundenlang in weiter Entfernung am Meer zu sitzen und an den ersten Entwürfen seines „Schicksalslieds“ zu schreiben. Dabei entstand eine von Brahms ausdrucksstärksten chorsinfonischen Kompositionen.

Das neue Programm ist da. Wir singen wieder zahlreiche Stücker, diesmal mit einem Schwerpunkt in der Romantik.
- Rheinberger, Abendlied
- Mendelssohn - Jauchzet dem Herrn Alle Welt
- Mendelssohn - Warum toben die Heiden
- Mendelssohn - Richte mich Gott
- Mendelssohn - Mein Gott, warum hast du mich verlassen
- Brahms - Ach Arme Welt
- Brahms - Wenn wir in höchsten Nöten
- Mendelssohn - Denn er hat seinen Engeln
- Knut Nystedt - Immortal Bach
- Reger - Der Mensch lebt und bestehet
- Gregorianischer Choral A Solis Ortus Cardine
Die Proben beginnen am 17.04.2023 um 19:15h im KGZ - Katholisches Gemeindezentrum (Bachgasse 5). Ab 19:15h verkaufen wir die Noten. Wer diese schon hat von früher...ist klar ;-) Probenbeginn ist 19:30 s.t.

Eine neue Handschrift
Konzert Jan Stoertzenbach debütiert mit Händels „Messiah"
Tübingen. Ein minimalistisches Dirigat. Kleine Bewegungen, die Hände meist dicht vor der Brust. Oft kaum mehr als ein Wink, ein Fingerzeig. Aber eine ungeheure Klangwirkung und Präsenz. Ein sehr bemerkenswertes Antrittskonzert des erst 30-jährigen Jan Stoertzenbach als neuer Leiter des KHG-Chors. Zum Beifall erhoben sich die über 950 Zuhörer in der Stiftskirche in einer einzigen großen Bewegung.

Chor und Dirigent haben sich gefunden
"Ein Chor, der Lechner singen kann, das ist meiner!" - So gab Jan Stoertzenbach es bei einem Interview mit dem Tagblatt zu Protokoll.
Nach der langen C19-Phase waren wir alle gespannt, wie viele Sängerinnen und Sänger es wohl werden würden im neuen Semester. Der "Messiah" als eines der klassischen Oratorien verträgt schon einen größeren Chor. In den letzten Semestern war die Proben-Situation eher kompliziert und wir mussten auflagenbedingt bei Aufführungen auf maximal 20 Aufführende reduzieren. Umso erfreulicher war, dass sich zu Jans erstem Programm ein fester Kern von rund 60 Chories herausbildete.

Im Sommer 2019 hatte der KHG-Chor die schöne Gelegenheit den Chor der Universität in Louvain-la-Neuve zu besuchen. Wir erkundeten gemeinsam die Stadt und haben auch ein gemeinsames Konzert gesungen.
Dreieinhalb Jahre später kann nun endlich der Gegenbesuch stattfinden. Am letzten Wochenende im April empfangen wir den belgischen Chor und zeigen ihnen unser schönes Tübingen. Am 30.04.2023 um 20:00h singen wir zusammen ein kleines Konzert nach der Heiligen Messe (19:00h) in Sankt Johannes Evangelist, welche der KHG-Chor begleitet.